M. Ward: Supernatural Thing

Im Pop-Duo She & Him verdient der tolle Singer-Songwriter M. Ward das nötige Kleingeld für seine Solo-Alben. Das neueste ist wieder von erlesener Qualität.

von Werner Herpell

Die Alben von Matthew Stephen Ward – Künstlername kurz M. Ward – wirken stets wie leicht verrauschte oder bereits vergilbt klingende Traum-Bilder aus vergangenen Zeiten. Wie auf den Meisterwerken „Hold Time“ (2009) und „A Wasteland Companion“ (2012) will der US-amerikanische Singer-Songwriter und Gitarrist auch mit seinen neuen Liedern Erinnerungen heraufbeschwören – die eigenen, aber auch die des Hörers. Die aktuelle Platte schafft das wieder auf besonders eindrucksvolle Weise: „Supernatural Thing“ gehört zu Wards

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besten Solo-Veröffentlichungen seit seinem Start mit dem LoFi-Debüt „Duet For Guitars #2“ vor gut 20 Jahren.

Eine Hommage an das Radio

M. Ward Supernatural Thing Cover Anti- Records

Diesmal war das 18 Jahre zurückliegende Album „Transistor Radio“, das noch vor seinem großen Durchbruch im Pop-Duo She & Him (mit Schauspielerin Zooey Deschanel) herauskam, ein Ausgangspunkt. Er wollte „Erinnerungen an das Radio in ein Album verwandeln, an das Geheimnis dahinter, auch an die eigene Radio-Faszination“, sagt M. Ward im Interview von „Sounds & Books“, das in Berlin erfreulicherweise mal wieder als persönliches Treffen stattfinden kann. „Denn damit begann auch meine erste Beschäftigung mit Musik, so mit acht oder neun Jahren – und die hat mein Leben verändert“, sagt der 49-Jährige aus Portland/Oregon, und man spürt seine Dankbarkeit.

Ohnehin gibt es für M. Ward „zwischen allen meinen Alben Verbindungen, das ist mir ebenso wichtig wie Verbindungen zwischen den Songs auf einem Album“. Während man zur Bestätigung dieser These die Texte von „Supernatural Thing“ lesen sollte (es lohnt sich, insbesondere beim grandiosen Titelsong mit seinen skurrilen Elvis-Presley-Bezügen), spricht die Musik für sich. Und sie fällt wieder so anheimelnd und wohlig aus wie von M. Ward seit langem gewohnt.

Vom Folkpop über Blues bis zur 50s-Ballade

Wunderhübsch sind etwa die beiden Kooperationen mit dem zauberhaft singenden schwedischen Schwestern-Duo First Aid Kit, „Too Young To Die“ und „Engine 5“. Rockiger fallen „New Kerrang“, gemeinsam mit Scott McMicken von Dr. Dog, und „Mr. Dixon“, eine Verbeugung vor der Blues-Ikone Willie Dixon (1915-1992) zusammen mit Shovels & Rope, aus.

Zu den Höhepunkten des Albums gehören auch die prächtige Ballade „For Good“ sowie „Dedication Hour“, ein wie aus den 40er oder 50er Jahren herübergeweht klingender Crooner-Track mit der großartigen Neko Case. Und da M. Ward seit langem ein Meister der Cover-Version ist, hält er auch dafür zwei Beispiele parat: Mit „I Can’t Give Everything Away“ transformiert er den allerletzten Song von Bowies Schwangengesang „Blackstar“ in eine famose Jazz-Elegie (mit den wortlosen Vocals von Jim James und Kelly Pratt), mit dem Closer „Story Of An Artist“ zollt er dem Songwriter-Sonderling Daniel Johnston gebührenden Tribut.

M. Ward mit sehr eigener Klangwelt

„Supernatural Thing“ ist ein viel zu schnell vergehender Traum von einem Album, das Fifties-Pop, Folk, Rock, Alternative-Country und Blues auf elegante und doch nie glatte Weise vermengt. Schön, dass M. Ward durch die kommerziellen Erfolge mit She & Him oder in der All-Star-Band Monsters Of Folk sich immer wieder Zeit nehmen kann, um mit weniger lukrativen Solo-Alben seine sehr eigene Klangwelt zu erschaffen. Nach einem brillanten Berliner Pre-Release-Gig Ende Mai will der Amerikaner bald mit seiner neuen Platte auf eine größere Tournee gehen. Sollte er nach Deutschland kommen: Pflichttermin! 

„Supernatural Thing“ von M. Ward erscheint am 23.06.2023 bei Anti- Records.

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